Das Nashorn – Spitzmaul & Breitmaul (Diceros bicornis) von Sarah Meschede
Mannshoch und 2.500 Kilo schwer steht das Nashorn im hohen Savannengras des Krüger Nationalparks. Es rupft ein paar Grashalme, kaut bedächtig vor sich hin und verjagt mit seinem Schwanz die Fliegen. Von Zeit zu Zeit blickt es kurz auf, spitzt seine Ohren und stapft dann friedlich weiter. Nasenhörner werden erst mit den sinkenden Temperaturen in der Abenddämmerung aktiv. Tagsüber suchen sie sich schattige Plätze um in der Hitze zu dösen. Sie leben in der Savanne und offenen Trockenwäldern, sind aber auch in Halbwüsten mit ihren typischen Dornbüschen oder in den bergigen Heidelandschaften Afrikas zuhause. Nashörner gehören zu den größten Landsäugetieren, die es seit mehr als 50 Millionen Jahren gibt. Während bis vor etwa 6 Millionen Jahren noch zahlreiche Arten über weite Teile Eurasiens, Afrikas und Nordamerikas verbreitet waren, umfasst die Familie der Nashörner heute nur noch fünf Arten. Zwei dieser Nashornarten: das Breitmaulnashorn (White Rhino) und das Spitzmaulnashorn (Black Rhino) leben im südlichen und östlichen Afrika. Auf den ersten Blick ähneln sich die beiden Gattungen, doch Untersuchungen ihres Erbgutes deuten darauf hin, dass die sie bereits seit rund 17 Millionen Jahren eigene Wege gehen. Breitmaulnashörner und Spitzmaulnashörner unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihr Maul. Während das Breitmaulnashorn mit seinem breiten Maul große Mengen an Gras auf einmal fressen kann, zupft sein Verwandter mit seinen schmalen Lippen vor allem Blätter, Früchte und Knospen von Büschen. Beide besitzen zwei Hörner aus Keratin, welche der Verteidigung dienen. Das vordere Horn wird im Durchschnitt etwa 50 Zentimeter lang, das zweite ist kleiner. Beide Arten haben einen außerordentlich gut ausgeprägten Gehör- und Geruchssinn, der das schlechte Sehvermögen ausgleicht. Obwohl Nashörner einen eher massigen Körper besitzen, können sie mit bis zu 50 km/h über die Steppe sprinten. Beeindruckend für ein Tier, das so schwerfällig aussieht. Besonders gerne wälzen sie sich in Wasserlöchern und im Staub, sodass eine Lehmkruste ihre graue oder bräunliche Haut zudeckt und so vor Fliegen und Parasiten schützt. An Wasser verbrauchen Nashörner rund achtzig Liter am Tag. Im Gegensatz zu Elefanten leben Nashörner als Einzelgänger. Das Revier der Nashornbullen ist bis zu drei Quadratkilometer groß und wird durch eine „persönliche Duftmarke“ aus Kothaufen abgegrenzt. Nur die Weibchen leben eine Zeitlang mit ihrem Kalb zusammen. Mit etwa 5 Jahren werden sie geschlechtsreif (die Männchen erst mit 10 Jahren) und gebären pro Wurf nur ein einziges Kalb, das bis drei Jahre bei ihnen bleibt. Die Lebenserwartung von Nashörnern liegt zwischen 30 und maximal 50 Jahren.
Aktuell leben in Afrika ca. 20.000 Breitmaulnashörner und etwa 5.000 Spitzmaulnashörner – doch ihr Schicksal wird durch den starken Anstieg der Wilderei bedroht. Der Handel mit Nashorn boomt, da es vor allem in Asien als Wunder-Heilmittel gilt und im Orient aus dem Horn, Dolchgriffe als Statussymbol, gefertigt werden. Doch auch viele wohlhabende Europäer und Nordamerikaner sind an seiner Ausrottung beteiligt, indem sie viel Geld zahlen, um auf Nashornjagd zu gehen.
Doch einige afrikanische Länder haben inzwischen erkannt, welchen Schatz sie durch ihre Untätigkeit gefährden. Sie sind sich darüber bewusst, dass eine zerstörte Tierwelt den Tourismus dämpft, und ergreifen Schutzmaßnahmen. In Kooperation mit verschiedenen Hilfsorganisationen und auf Safaris spezialisierten Reiseunternehmen wie „Great Plains“ und „AndBeyond“ versuchen sie nun, durch Umsiedlung der Nashörner, beispielsweise von Südafrika nach Botswana, oder durch Aufteilung großer Populationen auf verschiedene Gebiete Südafrikas, die Nashörner zu retten. Neben dem Tiererhalt werden auch Arbeitsplätze geschaffen, damit Familien ernährt werden. Nur so kann der Tierschutz Erfolg haben.