Der Liuwa Plains Nationalpark – ein Erfahrungsbericht von Sarah Meschede
Gut versteckt im unwegsamen und nicht erschlossenen Westen von Sambia, nahe der angolanischen Grenze, liegt der Liuwa Plains Nationalpark. Wir sind neugierig auf dieses Fleckchen Erde und machen uns auf den Weg. In Lusaka angekommen steigen wir in ein Kleinflugzeug von Proflight Zambia und fliegen ca. 2,5 Stunden bis zum Kalabo Airstrip. Von dort werden wir vom Time+Tide Helikopter abgeholt und genießen den 15minütigen Flug über den faszinierenden Nationalpark. Bis vor kurzem war das Gebiet praktisch noch unzugänglich, fast 4000 Quadratkilometer unberührter Busch. Aufgrund seiner abgeschiedenen Lage und der fehlenden Infrastruktur gehört dieser Park noch zu den ursprünglichsten und am wenigsten besuchten Wildparks auf dem Kontinent. Safaribegeisterte, die nach einer ganz besonderen Destination fernab ausgetretener Touristenpfade suchen, können hier im Liuwa Plains Nationalpark noch den Nervenkitzel einer echten Wildnis erleben. Es erwarten Sie menschenleere Gegenden, weite offene goldfarbene Graslandschaften und großartige Tierbeobachtungen.
Der Nationalpark Liuwa Plains gestern & heute
Es ist bemerkenswert, dass der Liuwa Plain Nationalpark eines der ältesten geschützten Gebiete in Afrika ist. Der Park, das ehemalige königliche Jagdrevier von Lewanika, dem König des Lozi-Stammes, wurde bereits in den frühen 1880er Jahren zum Wildreservat erklärt. Er genoss den Beinamen Litunga, was „Hüter oder Wächter der Erde“ bedeutet. Im Jahr 1972 wurde das Gebiet dann formell als Nationalpark ausgewiesen und von der Zentralregierung verwaltet. Die Lozi Familien durften weiterhin dort leben und hielten die Wilderer fern. Doch als 1975 in Angola der Bürgerkrieg ausbrach und eine Flut von Menschen dazu zwang die Grenze zu überqueren, folgte jahrzehntelange Wilderei und Misswirtschaft, sodass sehr viel Wildbestand verloren ging. Erst im Jahr 2003, als der Nationalpark Teil des holländischen NGO, African Parks-Schutzprojekts zusammen mit dem sambischen Department of National Parks und Wildlife und dem Barotse Royal Establishment wurde, konnten sich die Wildbestände langsam wieder erholen. Das Ergebnis ist ein einzigartiges Ökosystem, in dem Menschen und wild lebende Tiere zusammenleben, und in dem es vorrangig darum geht, diese natürlichen Ressourcen nachhaltig zu schonen. Das Schutzprogramm kommt ebenfalls den lokalen Gemeinschaften Vorort zugute. Sie dürfen in einigen Teilen des Parks leben, angeln, ihr Vieh weiden, und sie haben beim Management ein Mitspracherecht. Während eines Aufenthalts in den Liuwa Plains können Besucher hautnah miterleben, welche nachhaltigen Maßnahmen zum Schutz des Ökosystems ergriffen werden sowie Einblicke in die Arbeit der Nationalparkverwaltung, der Ranger, Guides und Lozi erhalten. Mithilfe des Tourismus stabilisiert sich die Lage. Die Time+Tide King Lewanika Lodge ist die einzige feste Lodge im gesamten Nationalpark und gehört zu den hochwertigsten in Afrika. Da sie nur zweimal pro Woche angesteuert wird, haben wir uns dort drei Nächte einquartiert und wollen der afrikanischen Wildnis ganz nah sein.
Die Liuwa Plains Abenteuer, Nervenkitzel und Farbenrausch
Am Oberlauf des Sambesi River, zwischen den beiden Sambesi-Nebenflüssen Luambimba und Luanginga gelegen, erstreckt sich bis zum Horizont eine weite sandige gelbe flache Steppenebene, die hier und da von vereinzelte Palmenhainen, Baumgürteln und Pans unterbrochen wird. Während der Trockenzeit beherbergen die Ebenen eine geringere Menge an heimischen Wildtieren. Doch sobald die Regenzeit, meist Ende Oktober, beginnt, füllt sich die gesamte Ebene zu einer einzigen riesigen Wasserfläche von ungeheuren Ausmaßen. Auch die Temperaturen sind jetzt extrem mit sehr heißen Tagen und kühlen Nächten. Gleichzeitig verwandelt sich die Schwemmebene in ein farbenprächtiges und duftendes Blütenmeer aus weißen Dünen-Trichternarzissen, blutroten Spinnenlilien, Hakenlilien und anderen Amaryllis- bzw. Liliengewächse. Ein wahrer Genuss fürs Auge! Jetzt ist die Zeit der Tierwanderungen. Viele Tausende Gnus strömen von Angola aus über die Grenze und in die Mitte der Liuwa Plains, um hier ihre Jungen auf die Welt zu bringen. Dort finden sie zu dieser Zeit ausreichend Nahrung und Wasser. Das Gebiet ist bekannt für seine Herden von blauen Gnus, von denen man annimmt, dass sie etwa 50.000 Tiere beherbergen, Zusammen mit ihnen wandern auch Zebras, Steinantilopen, Moorantilopen, Oribis, Schakale, Mangusten und viele weitere Tiere mit. Ein Festessen für Wildhunde, Schakale, Tüpfelhyänen, Geparden und Löwen. Nicht selten sieht man dort Rudel von 50 Hyänen bei der Jagd. Hier sind sie keine Aasfresser, sondern Fressfeinde.
In den Monaten April bis Juni/Juli sowie November ist die Konzentration der Gnus und Zebras in der Liuwa Plain am höchsten. Wir haben uns für diese Zeit des Jahres entschieden, da nur wenige Besucher unterwegs sind und genießen somit ein grandioses Naturschauspiel, ohne einem anderen Fahrzeug oder einer anderen Person in der weiten offenen Ebene zu begegnen. Fotografen bieten sich fantastische Fotoaufnahmen. Aber auch Ornithologen kommen im Liuwa Plains Nationalpark auf ihre Kosten. Es ist abends und morgens recht kalt, doch tagsüber ist die Sonne so stark, dass man mit kurzen Sachen die warmen Strahlen genießen kann.
Exklusive Tiererlebnisse mit dem Jeep und zu Fuß
Die saisonal überfluteten Graslandschaften ziehen Schwärme von seltenen ebenso wie weit verbreiteten Vögeln und Zugvögeln an. Rund 340 Vögel sollen dokumentiert sein, darunter Kronkraniche, Flechtkraniche, Weißbauchtrappen, Rotschnabelenten, Hottentottenenten, Gelbkehlpieper, Schwarzflügel-Brachschwalbe, Raubadler und Schreiseeadler.Doch die wohl bekannteste Bewohnerin des Nationalparks ist die Löwendame Lady Liuwa, die im Herbst 2018 leider verstorben ist. Wir haben jedoch das große Glück ihre Nachfolger zu treffen und zwei Stunden am frühen Morgen mit ihnen zu verbringen. Insgesamt beobachten wir drei Löwenjunge wie sie verspielt unter den wachen Augen ihrer Eltern umhertollen und sich gegenseitig ärgern. Drei weitere Löwen gesellen sich hin und wieder dazu. Alle bleiben sehr entspannt, denn die Bäuche sind voll und kugelrund. Am Abend zuvor hat die gesamte Familie ein Gnu gerissen und in der Nacht komplett verspeist. Wenn Sie mehr von Lady Liuwa erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen den Artikel Lady Liuwa – die legendäre Löwin.
Sambia ist das Geburtsland der Wandersafaris. Aus diesem Grund machen wir uns mit einem Ranger und unserem Guide zu Fuß auf in die freien Ebenen. Die Weite wird uns erst jetzt richtig bewusst. Von Horizont zu Horizont sieht man nichts, außer ein paar Bäume und Büsche und Gnus. Die Stille ist beeindruckend. Auf dem Weg zeigt uns unser Ranger interessante Details, die uns niemals aufgefallen wären, und erzählt uns wie man aus dem Verhalten der Tiere Wettervorhersagen macht. Zum Beispiel werden Spinnen dabei beobachtet, ob sie ihren Unterschlupf schließen, denn dies ist ein klares Anzeichen, dass Regen im Anmarsch ist.
Die Zeit in Sambia und besonders in den Liuwa Plains war für uns ein beeindruckendes Erlebnis. So stellen wir uns den Kreislauf des Lebens und das Zusammenspiel zwischen Flora und Fauna vor, wie es bereits seit Jahrhunderten stattfindet. Die Liuwa Plains gehören zu den wenigen Orten dieser Welt, in denen man sich der Natur so nah wie nie fühlt und versteht woher wir kommen und wohin wir gehen. Für eine ausführliche Beratung und Buchung stehen wir Ihnen sehr gerne telefonisch zur Verfügung. Wir erstellen Ihnen Ihr ganz individuelles Sambia-Reisepaket und geben Ihnen nützliche Reisetipps.